hier ein praxisbericht aus deutschland, quelle spon
soll sich jeder selbst entscheiden, ob er das möchte!
Nacktkontrollen sind der Alptraum für Fans, aber fester Bestandteil des DFL-Sicherheitspapieres - sie halten nun Einzug in deutsche Stadien. Derzeit sorgt ein Fall aus Darmstadt für Aufsehen: Halle-Anhänger behaupten, man habe ihnen auf der Suche nach Pyrotechnik in den After geschaut.
Plötzlich standen sie nackt da. Dabei wollten die beiden jungen Männer eigentlich nur ein Drittliga-Fußballspiel besuchen. Ihr Verein, der Hallesche FC musste bei Darmstadt 98 ran. Dort wurden die zwei 17- und 20-jährigen HFC-Fans einer "Vollkontrolle" unterzogen. Was technokratisch-harmlos klingt, heißt im Klartext: Die beiden wurden gezwungen, sich komplett zu entkleiden.
"Die Betroffenen mussten sich bis auf die Unterhose ausziehen. Anschließend mussten sie auch die Unterhose runterziehen, sich drehen und nach vorn beugen, der Genital- und Afterbereich wurde untersucht", heißt es in einer Stellungnahme des Fan-Dachverbands HFC-Fanszene e.V., die nach Rücksprache mit den beiden Fans erfolgte. Die beiden selbst haben die Maßnahme als "erniedrigend" und "entwürdigend" empfunden, heißt es in Halle. Gefunden wurde nichts.
Rechtfertigt die Suche nach pyrotechnischen Gegenständen Maßnahmen, die sonst nur Terrorverdächtigen über sich ergehen lassen müssen? Nein, sagen Fanvertreter und Bürgerrechtler. Im Ausnahmefall durchaus, betonen Vereins- und Polizeivertreter, die das Prozedere als letzte Möglichkeit sehen, um bengalische Fackeln aus den Stadien zu verbannen. Fakt ist: Nacktkontrollen, die man noch vor wenigen Jahren für Horrorvisionen notorischer Verschwörungstheoretiker gehalten hätte, halten hierzulande Einzug in die Stadien.
Blick in die Unterhose gilt als Durchsuchung, in den After als Untersuchung
Die hessische Polizei bestreitet die Darstellung der Fans in einer wichtigen Nuance. "Die Durchsuchung beinhaltete das Ablegen der Oberbekleidung und einen Blick in die Unterbekleidung", heißt es in einer Stellungnahme des verantwortlichen Polizeipräsidiums Südhessen.
Ein "Blick in die Unterhose" wäre juristisch gesehen eine "Durchsuchung", der Blick in den After eine "Untersuchung", erklärt Steffen Schmitt von der Organisation Fananwälte, der die beiden Fans juristisch vertreten soll. Zum genauen Sachverhalt könne er sich noch nicht äußern. Fakt sei aber, dass das Oberverwaltungsgericht Saarlouis hohe Hürden vor die "Vollkontrollen" gesetzt habe.
Tatsächlich klingt das Polizei-Schreiben ein wenig, als seien sich auch die Beamten bewusst, dass sie über das Ziel hinausgeschossen sind. "Einer der Kontrollierten hatte unaufgefordert mehr von sich gezeigt, als dies von den Beamten verlangt worden war. Dies kann aber nicht den eingesetzten Polizeibeamten angelastet werden."
Offenbar haben die Beamten im Eingangsbereich die Kontrollen ohne Rücksprache mit dem Einsatzleiter durchgeführt. Als der davon erfuhr, ordnete er sofort an, auf weitere Untersuchungen zu verzichten. Darmstadt 98 reagierte irritiert auf das Vorgehen der Polizei. Geschäftsführer Michael Weilguny sagte dem "Neuen Deutschland": "Wir wurden nicht informiert, die Kontrollen fanden ohne Absprache mit uns statt."
Außerdem scheint es, als hätten die Beamten bei der Auswahl der Verdächtigen keinen guten Instinkt bewiesen. HFC-Fanprojektleiter Steffen Kluge beschreibt die zwei Ultra-Fans als unauffällig, sie seien weder in Sachen Gewalt noch politisch in Erscheinung getreten. Zudem waren die beiden schon bei der Abfahrt in Halle und am Eingang zum Darmstädter Stadion abgetastet worden.